Münsterland
"Bringt mir
aus Warendorf Pferdeäpfel mit." Eindringlich hat Großmutter
ihr Souvenir aus dem Münsterland angemahnt. Pferdeäpfel
als Mitbringsel? Wird die alte Dame jetzt komisch? Von wegen.
Als wir an der ersten Konditorei der hübschen westfälischen
Stadt mit ihren Häusern aus rotem Ziegel und braunem Fachwerk
vorbeiradeln, wissen wir, dass es Pferdeäpfel von unterschiedlicher
Konsistenz gibt. Die, auf die unsere Oma spekuliert, sind aus
feinem Nougat.
So verbinden wir fortan die Reiter-Hochburg an der Ems nicht mehr
nur mit Pferden und naschen immer wieder genüsslich eine
Praline aus dem strohgefüllten Glas. Schließlich fordern
Entdeckungstouren auf dem Drahtesel Energie. Auch wenn das Münsterland
für uns berggewohnte Bayern keine besondere konditionelle
Herausforderung darstellt. Dafür läuft es, scheinbar
wie geschmiert, durch jahrhundertealte Alleen, vorbei an unendlich
anmutenden Pferdekoppeln und wuchtigen Windmühlen, am Ufer
von Kanälen und entlang weidenbewachsener Flüsse.
Pättekes heissen die flachen Wege, fernab von Autostraßen,
die das Münsterland zum Mekka für Radfahrer machen.
10.000 Kilometer sind allein durch sie erschlossen. Und sie verbinden
mehr als 100 Wasserschlösser, die auch beim kühlsten
Realisten eine romantische Saite anklingen lassen. Was uns heute
so gefällt hatte allerdings einen weit pragmatischeren Grund.
Weil es auf dem platten Land keine natürlichen Erhebungen
gab, schüttete man Erdhügel - sogenannte Motten - auf,
baute sein Schloss darauf und umgab es mit Wasser, was eine gewisse
Sicherheit gegenüber unwillkommenen Eindringlingen gab.
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