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Gardasee

Gardasee

Yannik ist begeistert. So einen Spielplatz sollte es auch zu Hause geben. Rutsche und Schaukel interessieren den Fünfjährigen dabei wenig. Seine Aufmerksamkeit gilt dem Kletterfelsen im Kleinformat, wo die Jüngsten üben, was die Großen hier in Perfektion beherrschen. Nicht nur wegen der legendären Rock Masters, bei denen sich alljährlich die Weltelite der Freeclimber ein Stelldichein gibt, gilt Arco im Norden des Gardasees als das Mekka der Kletterer. Hinter den engen Gassen des mittelalterlichen Städtchens und dem wuchtigen, 126 Meter hohen Felsen, auf dem uneinnehmbar das "Castello" thront, lockt das Dro-Tal mit seinen steilen Wänden all jene, die hoch hinaus wollen.
Aber man muss kein Kletterer sein, um im Abenteuerspielplatz Gardasee das richtige zu finden. Nicht von ungefähr pilgern jedes Wochenende bewegungshungrige Bayern an den malerischen Bergsee im Norden Italiens, toben sich aus und genießen die einmalige Mischung aus sportlichen Aktivitäten, südlichem Flair, gutem Essen und hübschen Läden.
Stundenlang ließe es sich bummeln, hätte man nicht anderes vor. Radeln etwa, denn auch diesbezüglich ist der "Lago" ein ausgesprochen lohnendes Ziel mit schönen Touren und noch schöneren Ausblicken auf den blau glitzernden See. Auf dem Weg zum Lago di Tenno etwa, wo die bunten Tupfer der Surfer und Segler immer kleiner werden, je mehr der Serpentinen man hinauf nach Canale erklommen hat. Eine Verschnaufpause lohnt die Cascata Varone an der Drena, wo man für ein paar Euro Eintritt den eindrucksvollen Wasserfall bestaunt, der aus 80 Metern die Felsen herab stürzt. Ausgeruht und abgekühlt geht es weiter hinauf durch Olivenhaine und Terrassen mit Rebstöcken, bis in einer kleinen Mulde am Fuß des Monte Misone türkisgrün das Wasser des Tennosees glitzert.
Nichts könnte jetzt besser schmecken, als die mitgebrachten Panini mit Crudo, dem würzigen Schinken, und das Stück Käse direkt am Ufer des idyllischen Bergsees. Und keine Kulisse wäre schöner für den Espresso danach, als die kleine Bar in Canale, dem mittelalterlichen Dorf mit seinen verwinkelten, kopfsteingepflasterten Gassen, in denen man sich fühlt, wie in einer anderen Welt. Danach geht's nur noch bergab. In flotter Fahrt vorbei an der Burgruine von Tenno und in Gedanken schon bei einem großen Teller voll hauchdünner Carne salada, dem feinen, gesalzenen Carpaccio, das typisch in dieser Gegend ist.
Doch nicht nur kulinarisch werden hier die Akkus nach einem sportlichen Tag wieder aufgeladen. In Arcos Restaurants und Bars ist immer ein Treffpunkt der Sportler; Rennradfahrer und Mountainbiker treffen hier immer auf Gleichgesinnte und auch so mancher Windsurfer kommt gerne die paar Kilometer von den See-Orten Riva und Torbole herauf, nachdem er dort bei Ora und Vento übers Wasser gebrettert ist, den beiden Gardasee-Winden, die im Zusammenspiel der unterschiedlich warmen Luftströme von See und Bergen mit einer Zuverlässigkeit entstehen, dass man die Uhr danach stellen könnte.
Davon völlig unbetroffen sind die Wanderer. Doch auch sie trifft die Qual der Wahl bei den unzähligen Möglichkeiten rund um den See. Wie wär's zur Einstimmung mit einer Wanderung mit Aussicht auf den Monte Brione, der sich schroff aus dem Sarcatal erhebt. Vor den Überresten des Kaiserjägerforts geht es Schritt für Schritt den steilen Felsabbruch entlang zu "Fort Garda" und "Batteria di Mezzo". Nicht nur die Aussichtspunkte geben den Blick frei auf den silbrig glitzernden See, das felsige Sarcatal, Weingärten, Zypressen und Olivenhaine. Überall gibt es etwas zu sehen und Ideen, wohin die nächste Tour gehen soll. Hinauf auf den Monte Baldo etwa, der das Ostufer mit seinem mächtigen Fels begrenzt oder in eines der ruhigen Hochtäler im Westen. Am besten, man entscheidet das bei einem Capucchino an der lebhaften Hafenpromenade von Riva.

Roland Schuler

 

 

 

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